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Balkanfieber - Radreise mit Kind (2)

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Balkanfieber - Radreise mit Kind (2)

Die Abenteuerlust ist groß
Ist es die Erinnerung an die Tage in Neuseeland, als wir mit unseren Fahrrädern und der fast 1 Jahr alten Smilla die Insel durchstreifte? Oder die pure Neugier auf uns völlig unbekannte Gebiete, die uns wieder aufbrechen lässt? Die Abenteuerlust ist groß und - nach einem Jahr Reisepause – hält uns nichts mehr. Smilla steigt bereits selbstständig in den Radanhänger und spürt wie das Reisefieber uns alle packt.
Wir fahren zum Schmalkalder Bahnhof und haben im Sinn möglichst umweltbewusst unterwegs sein zu wollen. Und so fliegen wir nicht um die Welt, sondern tingeln 2 Tage lang mit Regionalbahnen gen Süden. Nebenbei ist das auch noch die billigste Variante: zu dritt kommen wir für 70 Euro bis Graz. Als wir aus dem Zug steigen, türmen sich Wolken auf und gerade als das Zelt steht, prasselt ein Gewitter los. Unser neues Zelt (das Alte wurde in Neuseeland vom Sturm zerrissen) erlebt jetzt seine Taufe. Es ist nach wie vor ein kleines Zelt und da ist an Regentagen viel Koordination gefragt. Das gestaltet sich als schwierig, denn Smilla will ja jetzt auch mit kochen, aufräumen und auspacken (besonders die Gewürzsammlung von Axel hat es ihr angetan). Schnell übernimmt sie das Kommando und verteilt die Aufgaben an uns.

Pinky, der Millionär in den Weinbergen
Beim Grenzübertritt von Österreich nach Slowenien kribbelt es im Bauch. Was wird der Balkan für uns bereithalten? Sicherlich wird alles anders als in den letzten Stunden bei Pinky. Doch von vorne: 2 km vor der Grenze fragen wir an einer Gaststätte nach Wasser, als plötzlich ein etwas protziger Typ im Mercedes Cabrio vorfährt und das Gespräch übernimmt. Doch er wird uns sympathisch, erzählt von seiner Radtour nach Griechenland und bietet uns später an, dass wir uns in seinem Pool abkühlen können. Heute Abend hätte er noch zu tun, aber sein Butler würde uns alles zeigen. Was folgt, ist purer Luxus für 24 Stunden. Eigene Suite im Stil eines Irish Pub, gutes Essen und Baden mit Blick auf die Weinberge. Es ist der erste Ausflug unserer Reise, der ungeplant und unverhofft uns in das Reich der oberen Zehntausend führt. Am nächsten Morgen versorgt uns Pinky noch mit vielen Tipps für unsere Reise und ab geht die Post nach Slowenien. Uns dreht der Kopf und wir brauchen einige Kilometer um das alles einordnen zu können.

Fremde Nachbarn
Slowenien, Serbien, Albanien, Montenegro... das sind alles Länder, mit deren Namen ich nicht allzu viel verbinde. Auch deshalb sind wir hierher gefahren. Als wir über die Grenze nach Slowenien fahren, merke ich, wie wenig ich weiß: wer hat eigentlich zu Jugoslawien gehört? Wer hat gegen wen Krieg geführt und warum? Wir versuchen mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und erfahren Erstaunliches: auch in Kroatien gibt es immer noch Mienengebiete, so wie in Bosnien. In Serbien und Montenegro dagegen nicht. Zu Hause haben wir keine Reiseroute festgelegt – das erweist sich jetzt als sinnvoll. Stück für Stück holen wir Informationen ein und planen unser Weiterkommen. Je südlicher wir fahren, umso einfacher sind die Lebensbedingungen der Menschen. Mit jeder Grenze, die wir überqueren, werden die Gemüsegärten größer, die Supermärkte kleiner und die Menschen sehen fremdländischer und dunkler aus.

Smilla`s 2. Geburtstag an der quirligen Küste Kroatiens
Von Slowenien fahren wir durch die steilen Berge Kroatiens zur Küste. Angespannt sehen wir Häuser mit Einschusslöchern und stellen uns gerade den Kriegszustand vor. Wie ist es, wenn die Bewaffneten das Sagen haben? Die Leute erzählen uns, wie froh sie sind, das dass sinnloses Schiessen vorüber ist. Auf der Insel "Krk" (beim Versuch diesen Namen auszusprechen bekomme ich regelmäßig einen Krampf im Kehlkopf) feiert Smilla ihren zweiten Geburtstag. Natürlich mit allem, was dazu gehört: Kerzen, Geburtstagskuchen und einem kleinen Geschenk, was ich aus den Tiefen der Fahrradtasche ans Tageslicht befördere. Über die Insel "Rab" geht es zurück zur Küste. Ich bin begeistert von Kroatien, vor allem von den alten Küstenstädten hier. Split ist einfach faszinierend: eine antike Stadt mit riesigen Stadtmauern, winzigen Gassen und versteckten Marktplätzen. Diese Stadt ist zwar uralt, aber sie wimmelt und wuselt und lebt. In die alten Häuser sind schicke Läden eingezogen, Straßenmusiker sitzen an jeder Ecke und überall riecht es nach frischem Weißbrot. Aber so sehr mich die Stadt auch fasziniert, dass wir mit den Rädern nicht weiterkommen gefällt mir gar nicht. Es gibt nur eine Straße in unsere Richtung und die sieht aus wie eine Autobahn. Obwohl die Urlaubssaison in Kroatien noch gar nicht begonnen hat, gibt es hier schon unzählige Busse, Wohnwagen und Wohnmobile. Wegen des starken Verkehrs bis Dubrovnik verladen wir alles in den Überlandbus und weiter geht es.

Fotoapparate ersetzen die Gewehre
Viele Städte an der Adriaküste sind Zeugen einer Jahrtausend alten Kultur, haben Herrscher und Bischöfe kommen und gehen sehen. So auch Dubrovnik, dessen Innenstadt noch fast vollständig erhalten ist und einigen Angriffen in der Geschichte Stand gehalten hat. Zuletzt 1992 denen der Serben. Jetzt schieben sich Touristenströme durch die Gassen und Fotoapparate haben die Gewehre ersetzt.
Wir pedalen weiter nach Montenegro. Nach der Hitze der letzten Tage setzt punktgenau an der Grenze der Regen ein. Stückchenweise, wir nennen sie 35 km Tage, tasten wir uns vorwärts, halb nass, halb trocken. Doch diese Nacht übertreibt es der Regen und prasselt bis zum nächsten Mittag wie ein unaufhaltsames Ungetüm auf unser Zelt. Nass, hungrig und desillusioniert suchen wir uns eine feste Bleibe. Doch wie so oft auf dieser Reise schlägt die Stimmung unerwartet um: wir werden auf ein Grillfest eingeladen und schließlich hört sogar der Regen auf.

➜ nach Montenegro

➜___ Töpfchenpause | Kroatien | © Axel Bauer___✖

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