Masuren | Drawa


Polen - Mit den Kanu auf der Drawa

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Polen | Paddeln mit 2 kleinen Kindern in den Masuren und der Drawa

Mit Sommersprossen auf Paddeltour (Drawa)

von Wibke Raßbach und Axel Bauer

Große Seen, kleine Flüsse (Wibke) Der Zug spuckt uns in Czaplinek aus. Nach achtstündiger Zugfahrt von Ostpolen nach Pommern sind wir absolut tiefenentspannt und bereit für ein nächstes Abenteuer. Zugfahren in Polen ist erholsam und günstig. Vielleicht gerade weil die Züge nicht im ICE-Tempo unterwegs sind. Eigentlich wie das gesamte Lebenstempo der Polen uns etwas menschlicher vorkommt. Die fehlende Hektik fehlt uns überhaupt nicht.
Nachdem wir in den Masuren die Krutyniaroute mit dem Kanu geschafft hatten, wollen wir uns jetzt ebenfalls paddelnd auf der Pommerschen Seenplatte bewegen. Als Verbindungsfluss ist die Drawa perfekt, die im Jezioro Drawsko, dem größten See Pommerns beginnt.
Doch gleich dieser erste recht grosse See ist eine handfeste Herausforderung, denn eine Querung steht an. Es weht ein starker Wind, der die Wellen in unseren -diesmal recht kleinen Kanadier- schwappen lässt. Doch Schwierigkeiten lassen uns eigentlich immer näher zusammenrücken und so paddeln wir im Gleichtakt (Smilla ruft: "Eins Zwei, Eins Zwei") über den See, das Ufer fest im Blick. Geschafft! Aber wo fließt die Drawa ab? Die Orientierung auf dem Wasser ist nicht ganz so einfach. Flusseinfahrten sind oft im Schilf versteckt, Buchten und Halbinseln ergeben eine unübersichtliche Linie. Schließlich finden wir den Eingang und paddeln jetzt auf einem kleinen, flachen Fluss durch dichten Wald.

Blutegel on board! In den nächsten Tagen entwickelt sich die Drawa zum echten Abenteuer. Zunächst ist der Fluss sehr schmal und wir kämpfen uns durch endloses Schilf hindurch. Wasserpflanzen wachsen so dicht, dass wir mit den Paddeln darin hängen bleiben und uns eher vorwärts drücken, schieben und hangeln. Im Schilf leben zahlreiche Kleintiere, die beim Vorbeischrammen aus dem Schilf in den Kanadier fallen und unbeabsichtigt bis zum Abend mitfahren. Als wir unser Gepäck ausladen, finden wir zahlreiche Spinnen, Wasserläufer, einen Frosch und einen ziemlich großen Blutegel.

Kanuakrobatik Nach und nach wird die Drawa nun etwas größer, tiefer und schneller. Der Fluss ist unberührt und wir fühlen uns wie in einem Urwald. Wir sehen kaum menschliche Spuren geschweige denn andere Paddler. Zahlreiche Bäume sind umgefallen und versperren die Durchfahrt. Wir suchen, bis wir eine Stelle gefunden haben, durch die unser Kanu gerade noch hindurch passt. Dann heißt es "Alle Mann hinlegen!" und wir verrenken uns wie Zirkusartisten, bis wir uns unter dem dicken Stamm und den Ästen hindurch gequetscht haben. Manchmal müssen wir blitzschnell reagieren, wenn die Strömung uns abtreibt und ein Ast quer hängt. Wenn man mit dem Kanu quer zur Strömung an Ästen hängen bleibt, geht es mit dem Kentern sehr schnell, was eigentlich für uns keine wirklich Option wäre. Wir werden ein eingespieltes Team: Wibke sitzt vorne und bestimmt den günstigsten Weg; Axel sitzt hinten und steuert; Smilla und Selma sitzen in der Mitte, unterhalten die Mannschaft und versorgen alle mit ausreichend zu Essen und zu Trinken und tausenden Geschichten.
So finden wir unseren Weg auf der Drawa. Gibt es gar kein Durchkommen, müssen wir alle aussteigen, alles ausladen und umtragen. Hängen wir auf einem Baumstamm oder Stein unter Wasser fest, muss einer ins Wasser und das Boot vorwärts schieben. Wir fühlen uns wie Entdecker! Abends sinken wir alle in einen komatösen Tiefschlaf.

Göttliche Biwakplätze Trotz dessen, dass es hier nur wenige Wasserwanderer gibt, existieren entlang der Drawa sehr schöne und einsame Biwakplätze mit holzgezimmerten Unterständen, Feuerstelle und einfachen Klo. 1955 paddelte ein polnischer wassersportbegeisteter Priester entlang der Drawa. Dieser wurde später Papst Johannes Paul II. Zu Gedenken an ihn, werden auch heute noch die Biwakplätze in Schuss gehalten. Halleluja! Nach 80 km endet unsere Paddeltour auf der Drawa vor einem militärischen Sperrgebiet. Schon von Weitem hören wir Granateinschläge. Die Weiterfahrt ist verboten und so lassen wir uns und den Kanadier hier abholen. Mit Bummelzügen fahren wir zurück nach Deutschland und verabschieden uns unterwegs von all den großen Gemüsegärten, kleinen Dörfchen und gepflasterten Straßen. Obwohl sich auch in Polen in den letzten Jahren viel verändert hat, erscheint es uns ruhiger und einfacher als Deutschland. Aber vielleicht liegt es auch an uns selber. Unsere letzten drei Wochen waren voll von Wasser, selbstgebauten Angeln, weggewehten Sonnenhüten, Lagerfeuer, gefundenen Sandalen und Sonnenuntergängen. Das entschleunigt! Wir hoffen, dass uns die polnische Ruhe noch ein wenig erhalten bleibt.

➜___ Mitten im Gras | Polen | © Axel Bauer___✖

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