Masuren | Drawa


Polen - Mit den Kanu durch die Masuren

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Polen | Paddeln mit 2 kleinen Kindern in den Masuren

Mit Sommersprossen auf Paddeltour in den Masuren (1)

von Wibke Raßbach und Axel Bauer

Crashkurs im Indianerboot (Axel) "Wo fährt der Zug nach Olsztyn ab?" frage ich jemanden auf dem Bahnsteig und blicke in ein ebenfalls fragendes Gesicht."Allenstein, Oolstün, Olschtun" versuche ich die Aussprache zu variieren. Dann versteht mich die Frau und zeigt auf den Zug nebenan. In diesem stapeln sich jedoch die Leute, die vom Woodstock-Polen-Festival heimfahren. Unsere Kinder Smilla und Selma, sowie wir -Wibke und Axel- mit Kinderhänger und 2 Rucksäcken werden irgendwie noch mit hineingestopft und fahren weitere 5 Stunden in den Osten Polens, in die Masuren. Trotz der überfüllten Wagons ist die Stimmung entspannt und heiter - ein gutes Omen für unsere bevorstehende Reise. Unser östlicher Nachbar Polen ist bisher nie ein Reiseziel von uns gewesen. Warum kann ich gar nicht genau sagen. Doch die Beschreibungen von unberührter Natur locken uns jetzt an.
Genauso entspannt, wie die Reise beginnt, leihen wir uns einen Kanadier aus. Ein Kanadier ist ein Paddelboot, in dem wir vier uns und unser Gepäck auf Seen und Flüssen bewegen können. Ich bekomme einen 10 Minuten Crashkurs, wie man das Indianerboot lenken kann. So legen wir ab, treiben raus auf den See und brauchen erst in 7 Tagen alles wieder abzugeben. Ein Stück Freiheit liegt vor uns.

Wasservogelperspektive (Wibke) In den ersten Stunden halten alle vier Bootsinsassen noch die Luft an, sobald es anfängt stärker zu schaukeln. Zwar haben wir vor Abfahrt ein selbst auferlegtes Kenter-Training absolvieren, trotzdem ist uns das Medium Wasser als alte Thüringer Landratten noch nicht geheuer. So sind wir auch bestens bestückt mit Schwimmwesten und haben alle Sachen vorsorglich doppelt und dreifach am Kanadier festgeknotet. Smilla hat kurz vor der Abfahrt noch schwimmen gelernt und Selma ist mit ihrer neuen Rettungsweste quasi unsinkbar. Es dauert nur ein paar Stunden und die anfänglichen Bedenken legen sich, die Kinder lassen ihre Beine ins Wasser baumeln und wir bewegen uns mit gleichmäßigen Paddelbewegungen über Seen und auf schilfbewachsenen Flüssen.
Alles ist still, nur ab und zu taucht ein anderes Boot auf und wir bewegen uns in der Wasserwelt. Hier vergeht die Zeit viel langsamer, wir rechnen nur noch in Fluss- und Seelängen. Auch die Perspektive ist eine andere. Man sieht keine Straßen, sehr wenig Häuser und Menschen. Dafür fühlt man sich wie ein Wasservogel, der gleichmäßig am Ufer entlang streift, an Seerosen und Baumwurzeln vorbei. "Tschsch, tschsch" macht es, wenn das Paddel durchs Wasser zieht. Ruhig und leer werden unsere Köpfe. Auch auf unsere Mädels scheint die Ruhe zu wirken. Es gibt kein murren, jammern, Langeweile. Selma macht Mittagsschlaf im schaukelnden Boot und Smilla liest ihre ersten kleinen Bücher. Wenn wir dann Pause machen, ist Kontrastprogramm angesagt: Wasserschlachten!

Fette Beute (Axel) Das Wandern im Wasser wirkt wirklich wohltuend auf die Nerven. Und die scheinbare Gleichmäßigkeit und das stumpfe sich Vorwärtsbewegen weckt und provoziert bei Smilla die Lebensgeister. Ihre Leidenschaft für Fundstücke kennen wir ja, aus allem Möglichen werden Objekte gebaut. Doch dann verkündet sie angeln zu wollen und die Angelrute hätte sie schon. Jaja, ein Stock, denke ich. An einem weiteren Rastplatz hebt sie ein Stück Angelsehne auf. Wenig später findet sie am Steeg, wo vorher gefischt wurde, einen goldenen Haken. "Papa, schnitzt du mir eine Kerbe in den Stock, damit der Fisch die Sehne nicht runter reißt." Ich gehorche, noch immer etwas skeptisch. Mit einem Köder aus Waffeln holt sie tatsächlich ein Rotauge aus dem Wasser und lässt alle Zweifler hinter sich. "Auch wenn ich erwachsen bin, werde ich mit meinem Stock angeln", verkündet sie siegesbewusst. Zusammen nehmen wir den Fisch aus und braten ihn in Öl. Die fette Beute wird gleichmässig aufgeteilt.

Das etwas andere Naturwunder (Wibke) Unsere ruhige Einsamkeit wird im Nationalpark Krutynia jäh unterbrochen. Kurz bevor wir in diesen einfahren, lese ich den anderen laut aus einem Reisführer vor, dass es hier noch Seeadler zu bestaunen gibt. Doch dann bestaunen wir wenig später ganz anderes. Denn pünktlich am Eingang des Nationalparks steht der erste große Kanuverleih, an dem sich die Polen zum Wochenende gerne Kajaks ausleihen, um eine Tagestour durch den Nationalpark zu unternehmen. Im Gegensatz zu unserem Kanadier, sind auf den Ausleih-Booten der Polen bereits Bierhalter angebracht, die an diesem Wochenende (wie vermutlich an jedem anderen) im Dauereinsatz sind. Mit hunderten anderen Booten schieben wir uns staunend und sie feuchtfröhlich durch den Nationalpark hindurch. Wir fühlen uns wie im zähfließenden Verkehr auf einer deutschen Autobahn. Mit jedem Kilometer steigen die Promille unserer Mitruderer und deren Stimmung, bis sie den Stand des Kölner Karnevals erreicht hat. Gegen 18 Uhr verlassen wir den Nationalpark wieder und das "Naturschauspiel" nimmt ein jähes Ende.

Nach 100,2 km und 6 Paddeltagen haben wir unsere erste Wasserwanderroute gut geschafft und genossen. Jetzt sitzen wir -spontan entschieden- im Zug nach Czaplinek in Pommern und wollen eine weitere Woche lang den Fluss Drawa befahren.

In Erwartung auf Unerwartetes verbleiben wir
Wibke und Axel sowie Selma und Smilla

 

➜ zum 2 Teil

➜___ Mitten im Gras | Polen | © Axel Bauer___✖

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