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Kiwi (7)

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Neuseeland | Eine Radreise mit Kind durch das Land der langen weissen Wolke


Kiwi (7)

Nasse Fuesse bei guter Aussicht

Axel: Aus Queenstown, der Touristen Metropole Neuseelands fluechten wir zum Rees-Dart-Track in die Wildnis und Einsamkeit. Wibke und Smilla bleiben im Tal und erkunden dort die Gegend um Paradise. Marko der Skiwachser, sowie Stefan und Daniela aus Leipzig und ich tragen unsere vollbeladenen Rucksaecke in das ReesValley hinein. Wir folgen dem Muddy Creek und verstehen auch recht schnell woher dieser Name kommt. Einer nach dem anderen sinkt bei der Suche nach dem Weg knoecheltief und Stefan sogar knietief in den Matsch. Doch die Szenerie, die naeher rueckenden Gletscher, das riesige menschenleere Tal der neuseelaendischen Alpen lassen ueber jegliche Beschwerlichkeiten hinweg sehen. 8,5 Stunden brauchen wir bis zur Rock Shelter Hut, unserem Tagesziel. Dort gibt es Trinkwasser und einen Ofen, den wir am Abend zum Gluehen bringen. Tagsueber beim Gehen ist es noch recht warm, nachts fallen die Temperaturen jedoch in den Minusbereich.

Luxus in den Bergen

Am naechsten Tag, die Sonne schafft es gerade so in das enger gewordene Tal, laufen wir durch Tussock Gras Felder zum 1447 m hohen Rees Saddle. Der hoechste Punkt der Tour und gut die Haelfte des 4 Tages Trips ist erreicht. Wir geniesen von hier aus die weite Sicht aber auch die Ruhe unsere Gedanken einfach fliegen zu lassen. Alleine mit sich und der Natur zu sein ist Luxus in unserer Zeit.
Mit Sonnenaufgang des naechsten Tages tauchen auch ein paar freche Keas (Bergpapageien) auf. Sie albern herum, spielen mit allen was nicht festgenagelt ist. Diesmal, im Gegensatz zu unseren Mt.Cook Erlebnis schauen wir entspannt zu, da die Rucksaecke in der Huette versteckt sind.
DasReesValley, welchem wir nun folgen haelt einige Flussueberquerungen bereit. Dabei haben wir unwahrscheinlich viel Glueck mit dem Wetter. Bei Regen kann dieser Track einem zwischen 2 Flussen gefangen halten, der kleine Bach anschwellen und zur Flut werden. Die Flussbetten sind oft hunderte Meter breit. Als Mensch fuehlt man sich ohne Bedeutung in dieser noch so wilden Natur.
Die Rucksaecke werden leichter, das Essen ist fast aufgebraucht. Wir naehern uns dem Ziel und ich freue mich Wibke und Smilla umarmen zu koennen.

Heute Sommer Morgen Schnee

Zurueck in der Stadt geniesen wir die Dusche und planen den naechsten Trip. Es soll eine Schotterpiste geben, die von Queenstown in 2 Tagen direkt ins Fjordland fuehrt. Fuer Autos nicht moeglich, da der Zugang nur per Boot erreichbar ist. Also satteln Marko und ich die Fahrraeder und machen uns einen Treffpunkt mit den anderen aus.
Wir radeln durch trockene und weite Berglandschaft. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, Schafe gibt es ueberall. Nach langem Radfahren ist die Kroenung des Tages ein Bad im See an dem wir unser Zelt stehen haben. In der Nacht hoeren wir seltsames Trommeln auf dem Zelt. Fruehs ist alles in Schnee getaucht. Die Ueberraschung ist gelungen. Oft genug haben uns die Einheimischen gewarnt: in Neuseeland koennen alle 4 Jahreszeiten auf einen Tag fallen. So radeln wir statt in kurzer Hose mit Pudelmuetze ins 75 km entfernte Te Anau, wo wir erneut auf Wibke und Smilla treffen.
Es ist Winter geworden im suedlichen Neuseeland. Mit dem Kleinbus geht es weiter in die 120 km lange Einbahnstrasse zum Milford Sound. Norwegen, Chile und Neuseeland sind die einzigen Laender der Erde, die grosse Fjorde haben. Die Fjorde (Sounds) hier sind zudem die niederschlagsreichste Region der Erde. Gutes Wetter ist sehr rar und blauer Himmel extrem selten. Wir koennen es kaum glauben als wir frueh am Morgen die in Regenwald getauchten und aus den Wasser ragenden Bergriesen bei Sonne betrachten koennen. Bei dieser Kulisse koennen wir selbst Smilla das Versprechen abringen uns nachts mehr schlafen zu lassen. Ob's klappt?

Die Schaeferin, der Veteran und zwei Millionaere

Wibke: Es ist kalt, es regent und stuermt. Abends wird es um sechs Uhr dunkel. Wir schlafen jede Nacht 12 Stunden, weil es zu kalt und nass ist um draussen zu sein. Puenktlich zum Wintereinbruch erreichen wir den Slope Point, den suedlichsten Punkt Neuseelands. Von hier aus sind es noch 4803 Kilometer bis zum Suedpol. Ab jetzt geht es fuer uns nach Norden, wo am 17. Mai unser Flieger von Auckland nach Deutschland startet. Wir verabschieden uns von Stefan und Daniela und bringen Marko in Christchurch zum Flughafen. Seit ueber 2 Monaten sind wir wieder alleine unterwegs. In den verbleibenden Tagen wollen wir noch einmal Leute besuchen, die wir auf unserer Reise getroffen und schaetzen gelernt haben.
Am ersten Abend besuchen wir in altes Ehepaar in einem komplett zugewucherten Haus. Es kommt mir vor wie eine Zeitreise, denn als wir an die Tuer klopfen sitzt das Muetterchen gerade am Spinnrad und spinnt Wolle. Die beiden sind so um die 80, haben einen grossen Gemuesegarten, Huehner und ueber 300 Schafe. Der Huetehund ist schon vor ein paar Jahren gestorben und wenn die Schafe auf eine andere Weide gebracht werden muessen, macht sich die alte Frau alleine, bewaffnet mit einer Trillerpfeife, auf den Weg.
Dann geht es zu Pipi, einem 81 Jahre alten Veteran, der schon mit 14 Jahren in die Armee eingetreten ist. Er hat den zweiten Weltkrieg, den Vietnamkrieg und noch einige andere blutige Auseinandersetzungen ueberlebt. 8 seiner 13 Geschwister kaempften fuer die britische Krone. Sein kleines Haus ist vollgestopft mit Medaillien, Auszeichnungen und allerlei Gegenstaenden von seinen Reisen durch Afrika und Suedamerika. Ein absolut charismatischer Mensch, der sich sofort in Smilla verliebt. Es wird ein wundervoller Abend mit viel Gelaechter, Musik und Geschichten aus vergangenen Zeiten.
Mit der Faehre erreichen wir die Nordinsel und schlafen die naechste Nacht bei Brant inWellington und am darauf folgenden Tag bei seinem Bruder Kevin in Whanganui. Brant hat eine Consulting Firma und Kevin kauft und restauriert alte Haeuser. Beide sind inzwischen Millionaere. Trotzdem sind sie ganz natuerliche und offene Menschen geblieben. Obwohl wir aus zwei verschiedenen Welten kommen, sind sie sehr an unserer Reise interessiert.

Abenteuer Autoverkauf

Wir haben noch eine wichtige Aufgabe vor uns: unser Auto muss wieder verkauft werden, denn es ist etwas zu gross fuer das Handgepaeck im Flugzeug. Jeden Sonntag gibt es in Auckland einen Automarkt, auf dem alte Autos (meist von Touristen) gekauft und verkauft werden. Als wir dort ankommen verlaesst mich schnell der Mut. Zahlreiche Autos und Minibusse stehen zum Verkauf, dabei gibt es nur eine handvoll potentieller Kaeufer. Es ist genau die Zeit, in der die meisten Touristen Neuseeland verlassen und die wenigsten neuen kommen. Dabei ist unser '85er Modell mit Abstand eines der aeltesten und hat mit seinen 303.000 km die weiteste Strecke hinter sich gebracht. Also versuchen wir alle Tricks, um unsere Karre los zu werden: Smilla wird ins Auto gesetzt, um Blicke auf sich zu ziehen. Axel steht in der Naehe des Motors und preist dessen Qualitaet an und ich postiere mich hinten im Auto und weise auf die vielen Extras hin, die dieses Auto zu bieten hat. Schliesslich haben wir zwei Interessenten, die eine Probefahrt machen. Die beiden kommen aus Thueringen und Robert versteht etwas von Autos. Er ist begeistert vom Motor und die beiden kaufen uns tatsaechlich den Minibus ab. Uff, ich bin erleichtert! Auf dem Automarkt stehen zahlreiche Touristen, die teilweise schon seit mehreren Wochen versuchen ihr Gefaehrt los zu werden.

Freudig, wehmuetiges Abschiednehmen

Wibke, Axel und Smilla: Die restlichen Tage vor unserer Abreise verbringen wir in Rotorua bei Tim und seiner Familie, fuer die wir am Anfang unserer Reise "Smillas Villa" gebaut hatten. Langsam freuen wir uns auf zu Hause, auf unsere Familie und Freunde, auf den Fruehling und den Wald. Und gleichzeitig versuchen wir nochmal Neuseeland in uns aufzusaugen. Smilla ist inzwischen laenger hier als in Deutschland – sie ist ein Kiwi geworden. Vor ein paar Tagen hat sie ihre ersten Schritte alleine gemacht. Wie ihr wohl das Leben in einem festen Haus gefallen wird? Viel Neues wartet auf uns, viele Plaene haben wir in den letzten Wochen geschmiedet. Jetzt wird es Zeit sie Schritt fuer Schritt anzugehen. (schaut auf www.kwerhoch2.de) Wir hoffen einen Teil von der Offenheit und Entspanntheit der Menschen hier und das Gefuehl von Weite in diesem wunderschoenen, vielfaeltigen Land auf der anderen Seite der Welt mitzunehmen.

Wir freuen uns auf Euch!
Smilla, Wibke und Axel.

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