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Argentinien - Chile by bike...Marmolejo 6110m (7)
Besteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und SelmaBesteigung des Marmolejo dem Südlichsten Sechsttausender-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma

Argentinien bis Chile - Mit 2 Kindern on tour

Teil 7: Marmolejo, der südlichste Sechstausender der Erde

Kopfschmerzen auf 4450m Ich drehe mich ein weiteres Mal auf meiner Isomatte, öffne meine Augen und sehe in die Getrübten von Conrad. Wir liegen im Zelt auf 4450 m am Marmolejo, dem südlichsten Sechstausender der Erde. "Hast du gut geschlafen?", frage ich. Mit kratziger und trauriger Stimme antwortet er: "Nicht ein bisschen, ich habe Kopfschmerzen ohne Ende. Wenn der Weg ins Basislager nicht so gefährlich wäre, hätte ich euch zu einem Abstieg in der Nacht schon geweckt." Auch Frank, der dritte Mann in unseren kleinen Team ist wach. Niemand rührt sich, alle denken nach, obwohl die Konsequenzen klar sind.

Axel, alles klar? Wenige Tage zuvor starten wir ins Maipotal, circa 60 km von Santiago de Chile entfernt. Wir, Conrad und ich aus dem Thüringer Wald und Frank aus Leipzig wollen uns am Vulkan San Jose (5856m) an die Höhe gewöhnen, um dann in der zweiten Hälfte unseres zwölftägigen Bergtrips den höheren Marmolejo mit 6110 m anzugehen.
Durch die staubtrockene Landschaft im oberen "Cajon del Maipo" reisst sich ein wilder und schlammiger Fluss ins Tal. Im unteren Bereich ist es grün, da leben die Menschen. Je höher wir steigen, desto karger wird die Vegetation. Man muss jetzt genauer hinschauen, muss nach Leben suchen. Wenn man etwas Farbiges sieht, zieht ein gutes Gefühl durch den Körper. Graue und bräunliche Töne, aber auch in rostroten oder maisgelben Nuancen zeigen sich die Berge rundherum. Dazwischen lugen winzig kleine purpurfarbene Blümchen hervor. Alles ist von einer nicht fassbaren Dimension, riesig, weit und intensiv.
Am Refugio Plantat auf 3130m treffen wir auf Nelson. Er ist der heimliche Hüttenwirt, ist 75 Jahre alt und verbringt einige Wochen im Jahr in seinem Zelt neben der kleinen Steinhütte. Nelson geniesst es, uns kleine Skizzen anzufertigen. Sie zeigen die Aufstiegsroute, mögliche Hochlager oder den Kampf mit dem Büßereis, den etwa einem Meter hohen Eistürmen, durch die man sich seinen Weg bahnen muss.
Er ist ein Urgestein des Berges. Mit seinem Rat morgen ins Lager 1 auf 4200m aufzusteigen beeinflusst er unbewusst unsere Aufstiegstaktik.
Wir gehen frisch und schnell nach oben, queren grosse Schneefelder und nehmen die verschiedenen Eisbrüche in Augenschein. Durch das Büßereis suchen wir eine Route für morgen. "Axel, alles klar?", fragt mich Conrad, als ich mich mit fotografieren versuche abzulenken. Tatsächlich ist meine Energie weg, hämmernde Kopfschmerzen kommen, jede Bewegung ist schmerzhaft. Ab Mitternacht wird es wieder besser, dafür geht es bei Frank los. Was ist das für eine Lotterie, frage ich mich. Wir sind einfach zu schnell in die Höhe gegangen und steigen jetzt konsequent ab.

Die gläserne Stille Wir kehren ins Tal zurück und kaufen neue Vorräte. Nudeln, Instantkartoffelbrei, Tomatensuppe. Wer schon einmal für 1 Woche und 3 Männer eingekauft hat, weiss, wie viel das sein kann. Alles muss getrocknet und schnell zuzubereiten sein.
Schwer bepackt stapfen wir in das Tal des Gletscherflusses Estero Colina. Die Bergflanken mit den hängenden Gletschern und rotbraunen Felswänden gruppieren sich wie ein Kolosseum um uns herum. An einer Flanke sehen wir die morgige Aufstiegsroute, die uns ganz kleinlaut werden lässt. Stoisch gehen wir dann den Steilaufstieg an, denken nicht, schwitzen, ziehen die trockene und dünne Andenluft bis tief in die Lungen hinein. Alles scheint gut zu sein. Doch dann kommt genau dieser Morgen, als Conrad mit trüben Augen vor uns liegt. "Ich muss absteigen.", sagt er tapfer. Eine Erkältung hat sich über Nacht eingeschlichen. Eine sechsköpfige deutsche Expedition wird, nach einem leider nicht erfolgreichen Gipfelversuch, auch absteigen. Sie nehmen Conrad in die Mitte, kümmern sich um ihn. Beim Abschied habe ich gläserne Augen, weiss wie er sich fühlt.
Der windige, ja stürmische Marmolejo zeigt sich heute von seiner besten Seite. Es ist klares, ruhiges, ja sogar warmes Wetter. Der Berg lädt uns ein. Einsam und mit vorsichtigem Schritt gehen Frank und ich weiter nach oben. Jede zu heftige Bewegung könnte die gläserne Stille zerbrechen.
Wir bauen das Zelt auf beinahe 5000 m am Nachmittag auf. Brutal erwärmt die Höhensonne unseren Unterschlupf, der zum Backofen wird. Draussen tut das grelle Licht den Augen weh. Kopfschmerzen beginnen bei mir erneut zu hämmern. Nur in kurzer Hose harren wir schwitzend aus und warten auf den Abend, der die Bergkühle bringt.
Die Nacht ist mit -15°C eisig, der Sternenhimmel unbeschreiblich hell und klar. Wir liegen im Zelt, dösen, wachen und warten auf den Morgen.
Beide wissen wir, dass wir nur einen einzigen Versuch haben, den Gipfel zu erreichen. "Franky, geht´s dir gut?" frage ich ihn leise. "Ja", flüstert er. 20 Minuten später knarzt das tiefgefrorene Büßereisflanke unter unseren Bergstiefeln. Energiegel, Wasser, Kamera, mehr haben wir nicht bei uns. Als die aufgehende Sonne uns blendet, die Nachtkälte sich auflöst, müssen wir einige Kleidungsschichten ausziehen. Das Eis des flachen Gletschers, über den wir gehen, ist nicht eben. Eher wie ein Laden mit tausend verschiedenen Skulpturen. Ich fühle mich nach der schlaflosen Nacht energielos und nehme apathisch das Brechen und das Klirren diese frei geformten Eiswelt hin. Ich zweifle an mir. Frank geht im selben Rhythmus hinter mir her. Auch er wirkt alles andere als dynamisch. Ich zwinge mich nichts zu denken, und trotzdem schiesst mir das ganze letzte Jahr durch den Kopf. Wann kommt ein Funken Energie zurück? Der Berg erhellt sich durch die Sonne und lässt uns hinauf. Mit jedem Schritt kommen wir unserem Ziel näher und ein klein bisschen Euphorie macht sich breit. Und plötzlich stehen wir oben. Wir sind überrascht, fast verwirrt, doch dann juchzen und jubeln wir.
Tibetische Gebetsfahnen markieren den südlichsten Berg, der über Sechstausend Meter in den Himmel ragt. Smilla hat mich gefragt, ob man von oben alles sehen kann. Ja man kann alles sehen! Wie blicken in eine Welt, die uns so klar und eindeutig erscheint wie nie zuvor.
Wir denken an Conrad und hätten uns gewünscht zu dritt hier oben zu sein.

Nach dem Abstieg, nachdem alle Wunden, Blasen und Erkältungen wieder geheilt sind kommen uns sicher neue Bergideen. In dem bin ich mir sicher.

Euer Axel



zum 8. Teil

➜___ Berglauf auf 2000m, Alto Lircay, Chile | © Axel Bauer___✖

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